30. Spieltag: Hannover 96 - FC St. Pauli

Selten war rund ums Millerntor so viel Druck auf dem Kessel wie dieser Tage. Und das nicht, weil wieder mal die Abstiegsglocken läuten oder gleichnamiges Gespenst umgeht. Es droht auch keine Insolvenz. Stattdessen ist das Phänomen der Tosch(l)usspanik zu beobachten. Seitdem niemand mehr ernsthaft einen möglichen Aufstieg wegdiskutieren kann, schwankt die kollektive Stimmung wie ein FCSP-Fähnchen im lebhaften Hamburger Wind. Irgendwo zwischen "Es ist nur eine Frage der Zeit" und "Wir haben's vermasselt" liegt die Wahrheit auf dem Platz und spätestens am 19. Mai zeigt sich abschließend, welcher Fall denn nun eingetreten ist.

Ganz nüchtern betrachtet gibt es in der Partie des 29. Spieltages beim Hannoverschen Sportclub von 1896 maximal drei Punkte zu holen. Und die werden rein rechnerisch nach dem Spieltag noch nicht für die Teilnahme an der Ersten Bundesliga in der kommenden Spielzeit reichen. Nach zuletzt zwei punktlosen Auftritten des magischen FC wäre mindestens ein Zähler zumindest gut zur Beruhigung der Nerven aller, die es mit den Braun-Weißen halten. Eine zentrale Frage ist natürlich, wer dabei am meisten beitragen kann. Philipp Treu wird es leider nicht sein, der erlitt gegen Elversberg einen Wadenbeinbruch und fällt damit bis Ende der Saison definitiv aus. Hauke Wahl wird hingegen wieder spielberechtigt sein nach abgesessener Sperre und so darf sich Fabian Hürzeler (und natürlich jeder Hobby-Coach) Gedanken machen, wer denn nun die Kohlen aus dem Feuer holen soll, muss oder darf.

Hannover kommt aus dem vergangenen Wochenende mit einem Punkt, der sich wie eine Niederlage anfühlen dürfte. Zum einen konnte im Spiel der Spiele, dem Derby, der Kontrahent aus Braunschweig nicht bezwungen werden, obwohl man in dieser Spielzeit tabellarisch ziemlich weit auseinander liegt, zum anderen bedeutet die Punkteteilung bei den Löwen nach den Siegen von Kiel und Düsseldorf, dass die Chancen auf den letzten Drücker auf den Aufstiegszug aufzuspringen, massiv gesunken sind. Aber da rechnerisch noch alles möglich ist, werden die Leinestädter versuchen, gegen den FC St. Pauli zu zeigen, wer der Herr im Haus bzw. der Arena ist, deren Namen ich nach diversen Wechseln in den letzten Jahren leider nicht mehr auf dem Zettel habe. Die Älteren werden sich an die AWD Arena erinnern, mancher noch an ein Niedersachsenstadion, aber das steht wiederum auf einem anderen Blatt.

Zuzutrauen ist 96 in dieser Saison alles, so hinterließ man gegen die aktuellen Topklubs der Liga einen insgesamt guten und konkurrenzfähigen Eindruck: ein Sieg und eine Niederlage gegen den HSV, zwei Unentschieden gegen Düsseldorf, ein Unentschieden bei uns und eine Niederlage in Kiel. Insgesamt hat man erst sechsmal verloren, darunter eine bittere Pleite beim Schlusslicht in Osnabrück, der aktuell zweitbeste Wert in der Liga (nach unseren vier Niederlagen). Der 96-Kader ist unserem denn auch relativ ähnlich. Ein Mix aus einigen erfahrenen Leadern wie Zieler und Halstenberg auf der einen Seite und, jungen, ambitionierten Kickern auf der anderen. Es wird also eine offene Partie vor bereits seit Wochen ausverkauftem Haus erwartet.

Allen die nach Hannover reisen werden, eine gute Fahrt. Auf ein faires und friedliches Fußballfest mit vielen Toren!